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Rüstungsindustrie
Türkei und Deutschland kooperieren im Rüstungssektor

Während die Politik und Medien beider Länder mit gegenseitigem Bashen beschäftigt sind, führen Unternehmen ihre erfolgreiche Zusammenarbeit ungehindert fort. Ein neues multinationales Gemeinschaftsunternehmen, bestehend aus türkischen und deutschen Herstellern, führt Verhandlungen mit Katar über den Verkauf von 1.000 gepanzerten Fahrzeugen.

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Dortmund (nex/eurasia) – Ein neues multinationales Gemeinschaftsunternehmen, bestehend aus türkischen, deutschen und malaysischen Herstellern, führt Verhandlungen mit Katar über den Verkauf von 1.000 gepanzerte Fahrzeuge. Experten betrachten diese Initiative als Bestandteil einer aggressiven Marketingstrategie, die auf die Golfstaaten, den Nahen Osten und Zentralasien ausgerichtet ist.

Im August unterzeichneten das türkische Rüstungsunternehmen BMC, Deutschlands Rheinmetal und Malaysias Etika Strategi ein Abkommen über die Gründung einer türkischen Tochtergesellschaft. RBSS, wie das neue Gemeinschaftsunternehmen heißt, wird dem türkischen Militär und anderen Armeen künftig gepanzerte Systemlösungen anbieten. Die Unternehmen informierten, dass sich das Gemeinschaftsunternehmen auf die Herstellung von Panzerfahrzeugen fokussieren wird, die sich auf Rädern und auf Kettenfahrgestellen bewegen.

Vertreter der Rüstungsschmiede machten publik, dass RBSS über BMC kürzlich eine Vertragsverhandlung mit der katarischen Regierung über einen potenziellen Verkauf von bis zu 1.000 gepanzerte Fahrzeuge verschiedener Typen und Konfigurationen einleitete.

Medien prachen mit dem renommierten türkischen Rüstungsexperten Arda Mevlütoglu. Dieser bemerkte, dass die türkische Initiative deshalb bemerkenswert ist, weil die das industrielle Komitee der katarischen Streitkräfte 50 Prozent der Anteile an BMC hält. Auf die Frage hin, warum BMC mit Deutschlands Rheinmetall kooperiert, erklärte Mevlütoglu:

„Für BMC dürfte einer der Hauptgründe darin bestehen, seine Position als Produzent für Landsysteme durch das Know-How und einem Know-How-Transfer von Rheinmetall zu stärken. Rheinmetall ist eines der weltweit führenden Unternehmen in diesem Sektor. Ein weiterer Grund könnte sein, die generelle Position auf Exportmärkten auszubauen, was für beide Unternehmen ein Motivationsfaktor ist.

Über die konkreten Leistungen des deutschen Rüstungskonzerns im Rahmen der neuen Tochterfirma in der Türkei wollte Mevlütoglu keine Details nennen. Er sagte:

„Es ist noch nicht viel bekannt. Ich halte es aber für sehr möglich, dass Rheinmetall wichtige Erfahrungen und Technologien für die gemeinsame Fertigungs- und Entwicklungsprogramme zur Verfügung stellen wird.“

Die Gegenfrage, wie eine Zusammenarbeit zwischen Rheinmetall und BMC erklärt werden kann, während zwischen Deutschland und der Türkei auf politischen Feld gegenwärtig erhebliche Spannungen herrschen, beantwortete der Verteidigungsanalyst wie folgt:

„Es ist kein Geheimnis, dass die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei heute nicht die besten sind. Das bedeutet für die Akteure aber offensichtlich nicht, dass es auch in Zukunft weiter so bleibt. Vor allem wenn es zur Integration von Hochtechnologien kommt, kann diese sehr effektiv sein, die politischen Beziehungen zu gestalten oder zumindest zu beeinflussen.“

Unterdessen gewann BMC eine Ausschreibung von der türkischen Regierung über die Auslieferung von 35 Panzerfahrzeuge vom Typ Amazon. Potenzielle internationale Kunden sind Pakistan und das türkische Brudervolk in Zentralasien Turkmenistan, gaben Unternehmensvertreter an. Die Auslieferung der 35 Amazon Fahrzeuge lässt sich BMC 480 Millionen US-Dollar kosten.

Erstmals stellte BMC das Panzerfahrzeug Amazon bei der Maritimen Verteidungsausstellung 2016 in Katar vor. Das Fahrzeug eignet sich laut Unternehmensangeben ideal für die polizeiliche und militärische Nutzung bei urbanen Operationen. Im Amazon finden bis zu sieben Insassen Platz. Das Fahrzeug wird mit einer Extra-Panzerung und einem aufmontierten Waffensystem zum Verkauf angeboten.

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Daneben arbeitet BMC einen Vertrag über die Herstellung von 329 „Minen widerstehende und Hinterhalt-geschützte Fahrzeuge“, auch MRAP genannt, vom Typ Kirpi für die türkische Armee ab. Die Fahrzeuge sollen 2017 allesamt der Armee übergeben werden. Kirpi hat einen 375 PS starken Motor, eine Vier-Rad-Antriebskonfiguration, ein vollautomatisches Getriebe. Es wirbt mit seiner Beförderungskapazität von bis zu 15 voll bewaffneten Personen. Kirpi bietet Schutz gegen Minen, ballistische und improvisierte Sprengstoffbedrohungen. Zur Verteidigung weist es eine ferngesteuerte Waffenstation aus. Außerdem besitzt es ein zentrales Reifenfüllsystem und eine automatische Feuerlöschanlage. Es kann auf platten Reifen weiterfahren.

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BMC befindet sich im Gespräch mit Turkmenistan über den Verkauf von 10 Kirpis. Diese sollen für ambulante Zwecke modifiziert werden. Insgesamt stehen internationale Lieferungen von rund 300 Kirpis an andere Regierungen auf der Kundenliste.

„Unsere nächsten Zielmärkte sind der Nahe Osten, Zentralasien, Südafrika und Europa“, sagte ein Manager des Unternehmens.

In der Türkei versuchen BMC und seine Partner, einen milliardenschweren Vertrag von der türkischen Regierung für die Serienproduktion eines Kampfpanzers der neuesten Generation zu gewinnen. Der heimisch entwickelte Altay-Panzer ist der erste seiner Art in der Türkei. Insgesamt sollen 1.000 Panzer ausgeliefert werden.

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Die Prototypen des Altays wurden von Otokar, einem rivalisierenden türkischen Panzerhersteller, gebaut. Im Januar 2016 reichte Otokar ein Angebot für die eigene Serienproduktion ein. Die Beschaffungsbehörden forderten das Unternehmen daraufhin auf, ein sein „bestes und letztes Angebot“ vorzulegen. Dieses wurde laut einem Bericht des militärischen Fachmagazins „Defense News“ im September eingereicht.

Dieses Jahr werden die türkischen Behörden entscheiden, ob Otokar als einzelnes Unternehmen oder mehrere Unternehmen, einschließlich BMC beziehungsweise RBSS und damit Rheinmetall, den Auftrag erhalten werden.

„RBSS versucht in der Rüstungsindustrie, eine echte Marke mit Nachhaltigkeit zu werden. Es gibt viele Gründe, warum sie es schaffen könnten“, zitierte der türkische Rüstungsexperte Burak Ege Bekdil einen anonymen Türkei-Spezialisten mit Sitz in London.

 

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Erschienen bei unserem Kooperationspartner Eurasianews