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Türkei: Kurdische Dorfbeschützer fordern Entvölkerung betroffener Gebiete

Der kurdischstämmige Vorsitzende der Föderation der Dorfbeschützer und Angehöriger von Gefallenen hat in einer Pressemitteilung drastische Maßnahmen gefordert. Die von Terror und Gewalt betroffenen Städte müssten evakuiiert und dann dem Erdboden gleich gemacht werden.

(Foto: AA)
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Der kurdischstämmige Vorsitzende der Föderation der Dorfbeschützer und Angehöriger von Gefallenen hat in einer Pressemitteilung drastische Maßnahmen gefordert. Die von Terror und Gewalt betroffenen Städte müssten evakuiiert und dann dem Erdboden gleich gemacht werden.

Ankara (tp) – Extreme Situationen erfordern extreme Maßnahmen. Das fordert der Vorsitzende der „Föderation der Dorfbeschützer und Angehöriger von Gefallenen“ zur Bekämpfung der Terrororganisation PKK, die den bewaffneten Kampf seit vergangenem Juni auch in die Städte getragen hat. Ziya Sözen, der Vorsitzende der Föderation mit Sitz in Ankara, teilte in der Pressemitteilung mit, dass die Sicherheitskräfte zwar sehr darum bemüht seien, während der Operationen zivile Opfer zu vermeiden, das wiederum führe aber auch zur Zunahme eigener Verluste.

Sözen ist inzwischen mit seiner Meinung nicht alleine. Innerhalb der Bevölkerung wächst der Unmut und die Schlagzeilen über gefallene Polizisten, Gendarmen und Soldaten reißen nicht ab. Das weckt vor allem den Unmut innerhalb der Familien und Angehörigen der Gefallenen. Die Mehrheit der Bevölkerung hat auch durch den Umstand, dass die Türkei die stärkste Armee innerhalb der NATO bereitstellt, auch einen direkten oder indirekten Bezug zu Sicherheitskräften. Fast jeder kennt einen oder ist mit einem verwandt. Sözen greift also nicht ins leere, wenn er drastische Maßnahmen fordert.


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Um dem entgegenzuwirken müssten die Sicherheitskräfte die Zivilbevölkerung aufrufen, die betroffenen Gebiete zu evakuieren. Danach könne man dann betroffene Stadtviertel sturmreif schießen und so die Verluste unter den Sicherheitskräften minieren, so Sözen weiter. Vor allem in Nusaybin, wo die PKK mit Sprengfallen ganze Häuserblocks in Schutt und Asche gelegt sowie dutzende Sicherheitskräfte getötet hat, ist die Lage prekär. Die Sicherheitskräfte werden seit Wochen durch Sondereinsatzkräfte verstärkt, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Auch in der türkischen Bevölkerung ist man der Verlustmeldungen von Polizisten, Gendarmen und Dorfbeschützern inzwischen überdrüssig geworden. Hier werden inzwischen Stimmen laut, die Sözen nun laut ausspricht. Allein am vergangenem Sonntag starben insgesamt 6 Sicherheitskräfte, wodurch auch die Regierung in Zugzwang gerät.

Die Verluste unter den Sicherheitskräften in den Statdbezirken in Sur, Silopi, Cizre, Nusaybin, Yüksekova und Silvan haben Sözen zufolge, die Zahl der Verluste während der Zypern-Operation weit überschritten. Polizei- und militärische Kräfte müssen laut Sözen sich Haus um Haus unter Extremsituation vorkämpfen. Einerseits ist das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen, anderseits würden sie aber auch zu einem leichten Ziel für Terroristen. Allein durch Sprengfallen seien mehr Sicherheitskräfte getötet worden, als durch direkte Gefechte mit der PKK. Das, so Sözen weiter, könne man nur mit radikalen Maßnahmen verhindern.

Laut Sözen, der selbst einige Zeit als Dorfbeschützer in Bingöl tätig war und dessen Vater während eines Gefechts mit der PKK 1994 getötet wurde, verlangt daher, dass die betroffenen Stadtviertel aufgefordert werden, sich in Sicherheit zu begeben. Danach könnten Sicherheitskräfte die Ziele sturmreif beschießen und die PKK aus ihren „Löchern“ treiben. Der Staat müsse dafür Sorge tragen, dass die Sicherheitskräfte unter optimalen Bedingungen ihre Aufgabe erledigen. Die jetzige Situation sei kaum noch vertretbar, zumal Polizisten und Militärs zum Schutz der Bevölkerung ihr eigenes Leben riskieren würden.

Dorfbeschützer (Türkisch: koruculuk sistemi) sind bezahlte, ausgebildete und bewaffnete paramilitärische Verbände im Osten und Südosten der Türkei beim Kampf gegen die PKK. Sie setzen sich zu 98 Prozent aus kurdischstämmigen Türken zusammen. Zumeist werden sie von Sippen und Asirets, sogenannten kurdischen Clans aufgestellt, um sich vor übergriffen der PKK zu schützen. Erst jüngst drohte ein Asiret der PKK mit Vergeltung, als ein Stammesmitglied bei einer illegalen Straßensperre der PKK verletzt wurde.

 


Erschienen bei turkishpresss