Start Politik Ausland Türkei Ankara: Gedenkveranstaltung für Opfer der „Mavi Marmara“

Türkei
Ankara: Gedenkveranstaltung für Opfer der „Mavi Marmara“

Etwa 200 Menschen versammelten sich am gestrigen Sonntag vor der israelischen Botschaft in Ankara, um des sechsten Jahrestages des tödlichen Angriffs auf ein Schiff der Hilfsflottille "Mavi Marmara" zu gedenken, das sich auf dem Weg nach Gaza befand.

(Foto: AA)
Teilen

Menschen gedenken der zehn Opfer der Erstürmung der Mavi Marmara-Hilfsflotille

Ankara (nex) – Etwa 200 Menschen versammelten sich am gestrigen Sonntag vor der israelischen Botschaft in Ankara, um des sechsten Jahrestages des tödlichen Angriffs auf ein Schiff der Hilfsflottille „Mavi Marmara“ zu gedenken, das sich auf dem Weg nach Gaza befand.

Das Schiff mit humanitären Hilfsgütern wollte im Jahr 2010 die Gaza-Blockade durchbrechen. Israelische Sicherheitskräfte stürmten das Schiff, neun türkische Aktivisten kamen dabei ums Leben. Ein zehnter Aktivist verstarb vier Jahre später in einem Krankenhaus.

Die Plattform Glaubensfreiheit Ankara organisierte die Gedenkveranstaltung zusammen mit der Internationalen  Humanitären Hilfsorganisation Türkei (IHH) sowie anderen NGOs. Während der Zeremonie beteten die Menschen gemeinsam, schwenkten Palästinaflaggen und riefen Parolen gegen Israel. Der Sprecher der Plattform Ankara, Soner Kartal, sagte, dass der Angriff auf Marmara nicht nur das türkische Volk, sondern die Muslime zum Ziel gehabt habe. Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel haben wegen des Vorfalls enormen Schaden erlitten.

Die Türkei verlangt eine Entschuldigung, eine Entschädigung der Familienangehörigen der Opfer sowie die Aufhebung der Gaza-Blockade. 2013 kam es wieder zu einer Annäherung, als die israelische Regierung sich für die Todesopfer auf der „Mavi Marmara“ entschuldigte und sich bereit erklärte, über eine Entschädigung der Hinterbliebenen zu verhandeln.

Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind bereits seit 2009 angespannt. Damals übte Recep Tayyip Erdoğan, zu jener Zeit der Premierminister und heute Präsident der Türkei, im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos scharfe Kritik an Luftangriffen der israelischen Armee auf den Gazastreifen infolge Raketenbeschusses israelischer Städte.

Die diplomatischen Beziehungen wurden 2010 abgebrochen, nachdem israelische Sicherheitskräfte im Juni desselben Jahres ein Schiff der Hilfsflottille „Mavi Marmara“ gestürmt hatten. Pro-Gaza-Aktivisten wollten damit die 2006 nach der Machtübernahme der Hamas verhängte Seeblockade durchbrechen.

Während der Erstürmung kam es zu Zusammenstößen zwischen Aktivisten und israelischen Soldaten, bei denen zehn Menschen, hauptsächlich türkische Staatsangehörige, ums Leben kamen. 

Erst 2013 kam es auf Initiative des US-Präsidenten Barack Obama wieder zu einer Annäherung, als die israelische Regierung sich für die Todesopfer auf der „Mavi Marmara“ entschuldigte und sich bereit erklärte, über eine Entschädigung der Hinterbliebenen zu verhandeln. Die Türkei hatte diese beiden Punkte sowie eine Aufhebung der Gaza-Blockade zu Voraussetzungen für eine vollständige Normalisierung der Beziehungen benannt.