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Kopftuch an der Uni
Paris: Politik-Studierende organisieren „Hijab Day“

Muslimische Studierende des angesehenen Sciences Po Paris, einer internationalen Eliteuniversität, organisierten am vergangenen Mittwoch „einen Tag der Sensibilisierung in der Kopftuchfrage“.

(Foto: facebook)
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Paris (nex) – Muslimische Studierende des angesehenen Sciences Po Paris, einer internationalen Eliteuniversität, organisierten am vergangenen Mittwoch „einen Tag der Sensibilisierung in der Kopftuchfrage“.

In Frankreich wird die Kopftuchdebatte seit mittlerweile Wochen erbittert geführt und sie hält auch weiterhin an. Eine Studierendenorganisation der Sciences Po Paris sah dringenden Handlungsbedarf und richtete am vergangenen Mittwoch einen „Hijab Day“ – anders gesagt: „einen Tag der Sensibilisierung Frankreichs in der Kopftuchfrage“ aus.

Die Organisatoren luden alle Studentinnen und Studenten der Eliteuniversität – ob Muslim oder Nichtmuslim – ein, „sich die Haare einen Tag lang mit einem Kopftuch zu bedecken“. Dabei ließ sich die Organisation von der weltweiten Initiative „World Hijab Day“ inspirieren, die am 1. Februar 2013 ins Leben gerufen worden war.


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Auf der Facebookseite der Veranstaltung, die von der am Sciences Po Paris angesiedelten Studierendenvereinigung „Salaam – Reflexion über den Islam“ erstellt wurde, erklären die Organisatoren:

„Sich die Haare mit einem Kopftuch zu bedecken, und sei es nur für einen Tag, im Unterricht und auf der Straße, bietet die Möglichkeit, sich des Blickes des Anderen, der eigenen Bedenken und Sorgen bewusst zu werden, und die Erfahrung der Stigmatisierung vieler kopftuchtragender Frauen in Frankreich besser zu verstehen.“

Das Ziel sei die „Entmystifizierung des Stoffstücks“, erklären sie. „Die Person, die es trägt, ist diejenige, die dem Kleidungsstück eine Bedeutung verleiht, und sie ist auch die einzige, die dazu befugt ist, ihm eine Bedeutung zu verleihen“, ist auf der Veranstaltungsseite zu lesen.

Der „Hijab Day“ wurde auch von der feministischen Vereinigung am Sciences Po Paris, „Politiqu’Elles“, unterstützt, die erklärte, dass diese Initiative das Wort gerne den Frauen geben würde, über die man ständig spreche, die aber nie die Gelegenheit erhielten, dass man ihnen zuhöre. „Politiqu’elles“ ruft zu einer „sachlichen Debatte“ über das Thema auf.


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Der Zeitpunkt dieses Engagements ist freilich nicht zufällig gewählt. Der französische Premierminister Manuel Valls hatte zuvor vorgeschlagen, das Kopftuch an Universitäten zu verbieten, was Präsident Hollande umgehend ablehnte.

Die Studentenvereinigung des rechtsextremen Front National am Sciences Po Paris wollte in dieser Aktion eine „besonders widerliche politische Provokation“ erkannt haben. Verschleierte Frauen seien keine Staatsbürgerinnen mehr, sondern „Mitglieder einer fordernden religiösen Gruppe“. Der Schleier stehe in krassem Gegensatz zu allen Prinzipien des Laizismus, wie man ihn sich im Jahr 1905 vorgestellt habe.


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Auch die Ministerin für Frauenrechte, Laurence Rossignol, hatte zu Beginn dieses Monats harsche Kritik an Modeunternehmen, die seit Neuestem speziell für Musliminnen konzipierte Produkte anbieten, geübt und Frauen, die sich freiwillig bedecken, mit „amerikanischen Neger[n], die für die Sklaverei waren“, verglichen.