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Christenverfolgung durch PKK-nahe YPG
Syrien: Christen in Qamishli fürchten ethnische Säuberungen durch PKK-Ableger YPG

Nach einem Überfall auf einen Checkpoint durch die YPG fürchtet die christlich-assyrische Bevölkerung in Qamishli um ihre Sicherheit. Nachdem es den christlichen Milizen gemeinsam mit der YPG gelungen war, den IS aus der Region zu vertreiben, steigt in der Bevölkerung der Argwohn dahingehend, dass die YPG nun im Rahmen ihrer großkurdischen Politik eine ethnische Säuberung plant.

(Foto: screenshot/milli)
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Erbil (nex) – In der multinationalen Stadt Qamishli im Nordosten Syriens kommt es zunehmend zu ethnischen Spannungen. Hatten einst die christlich-assyrische Volksgruppe und der syrische PKK-Ableger YPG zusammen gegen die Bedrohung der Region durch die Terrormiliz IS (Daesh) gekämpft, wächst nun zunehmend der Unmut in der christlichen Community der Stadt über zunehmende Übergriffe durch die Terrormiliz der „Demokratischen Unionspartei“ (PYD).

Auch nachdem es gelungen war, gemeinsam den IS aus der Stadt zu drängen, verübten die YPG mehrfach Anschläge auf christliche Milizen, bei denen mehrere Menschen ums Leben kamen. Zuletzt kam es am Montag zu Kämpfen in der christlichen Siedlung Al-Wusta. Das Portal „Middle East Eye“ meldete, dass mindestens ein kurdischer Zivilist und ein christlicher Milizionär getötet und fünf weitere Personen verletzt worden seien, nachdem die YPG einen erst jüngst aufgebauten Checkpoint der Assyrer überfallen hätten. Auch drei Terroristen kamen ums Leben.

Dies war der bislang schwerste Zusammenstoß dieser Art in der Schlüsselstadt in der nordostsyrischen Provinz Hasakah. Beobachter befürchten nun, dass weitere Vorfälle dieser Art bevorstehen könnten. Seit Beginn des Bürgerkrieges in Syrien hatten die YPG-Einheiten weite Teile der Stadt in ihrer Hand, die syrische Regierungsarmee hatte jedoch die Grenzen zur Türkei im Norden der Provinz kontrolliert und die christliche Sootoro-Miliz die assyrischen Siedlungen. In letzteren fürchtet man nun zunehmend, dass die YPG ethnische Säuberungen anstreben könnten, um ihre großkurdischen Vorstellungen im Norden Syriens umzusetzen.

Bereits am 30. Dezember war es zu einem Selbstmordanschlag in einer hauptsächlich von Christen bewohnten Gegend der Stadt gekommen, bei dem mindestens 16 Menschen starben. Man hatte damals zuerst den IS als Verantwortlichen im Visier, allerdings wurde die Authentizität eines Facebook-Accounts, auf dem sich ein Unbekannter im Namen der Terrormiliz zu der Tat bekannte, rasch in Zweifel gezogen und die Spekulationen darüber, dass die YPG entweder eine False-Flag-Operation gestartet oder mit dem IS kooperiert haben könnten, wurden lauter.

Seit dieser Zeit ist das Misstrauen der christlichen Assyrer in der Stadt gegenüber der YPG immer größer geworden und der jüngste Vorfall von Al-Wusta hat dieses noch gesteigert. Qamishli weist eine Bevölkerungszahl von 185 000 auf, darunter Assyrer, Kurden, Araber und Armenier. Die Zahl der Assyrer beläuft sich dabei auf etwa 50 000. Sie befürchten jetzt, dass die Terrormiliz YPG aus nationalistischen Motiven gegen ihre Community, gegen die arabische Bevölkerung und gegen Kurden vorgehen werden, die ihrer Doktrin nicht folgen.

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