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Bitter macht braun
Studie: Pegida ist ein Phänomen der Verbitterung – Direkter Zusammenhang mit Fremdenhass

Eine Langzeitstudie auf der Basis der Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) wies einen direkten Zusammenhang zwischen Verbitterung und Fremdenhass nach. Wer mit seinem eigenen Leben nicht zufrieden ist, der ist demnach im Allgemeinen auch nicht bereit, anderen ein besseres Leben zu gönnen.

Pegida-Demo (Foto: dts)
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Dresden (nex) – Über einen möglichen Erklärungsansatz für das Entstehen von Pegida in Deutschland hat der „Report Psychologie“, die Zeitschrift des Bundesverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V., berichtet. Demnach gebe es einen direkten Zusammenhang zwischen Verbitterung und einer fremdenfeindlichen Gesinnung. Das Gefühl von Verbitterung könne demnach als eine Mischung aus Ärger und Hoffnungslosigkeit beschrieben werden, das entsteht, wenn Menschen sich von anderen oder auch vom Schicksal benachteiligt fühlen.

Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung München hatten für eine Langzeitstudie in Zusammenarbeit mit Kollegen von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg zur Frage geforscht, inwiefern Verbitterung sich auf die Einstellung gegenüber Einwanderern auswirke. Als Grundlage dienten die Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP), für das von 2005 bis 2010 mehr als 16 000 Erwachsene in Deutschland befragt worden waren. Dabei wurde die aus Sicht der Forscher besonders relevante Frage gestellt, inwieweit die Teilnehmer glaubten, in ihrem Leben im Vergleich zu anderen nicht das erreicht zu haben, was sie verdienten.

Neben dieser Frage, deren Beantwortung einen deutlichen Hinweis auf den Grad der Verbitterung der jeweiligen Befragten zuließ, wurde auch erhoben, ob und wie sehr sich die Teilnehmer mit Blick auf die Einwanderung nach Deutschland sorgten. Und zwischen den Antworten auf beide Fragen ergaben sich nach den Auswertungen durch die Forscher Korrelationen, die stärker waren als andere Faktoren wie Bildungsgrad, Arbeitssituation, Angst vor Kriminalität oder die individuelle Lebenszufriedenheit.

Nur wer subjektiv verbittert war, war auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gleichzeitig ein „besorgter Bürger“ im Zusammenhang mit der Einwanderung. Die Forscher nehmen daher an, dass tatsächlich der Grad der Verbitterung selbst erklärungskräftig sei. Sie nehmen an, dass Menschen, die vom Leben insgesamt enttäuscht sind, auch anderen Menschen kein besseres Leben gönnten. Wirtschaftskrisen würden die Verbitterung bestärken – dies wird auch in anderen Studien, die im EU-Raum durchgeführt wurden, bestätigt. Dies könnte auch ein Hinweis auf die Gründe für rechtsextreme Wahlerfolge in anderen Ländern sein.

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