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Vereinigte Föderation Zypern
Zypern: Akıncı hat „das Leid der griechischen Einwohner Nordzyperns“ anerkannt

Am Donnerstag erklärte Mustafa Akıncı, Zypern könnte unter dem Namen „Vereinigte Föderation Zypern“ wiedervereint werden. Die Türkei und Nordzypern lehnen die Ausbeutung der Erdgasvorkommen vor einer Wiedervereinigung der Insel ab.

Akinci bei einem Treffen mit Ban Ki-Moon im Juni. (Foto: trt.net.tr)
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Lefkosa (nex) – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat bei seinem Besuch in der hauptsächlich nur von der Türkei anerkannten „Türkischen Republik Nordzypern“ am Montag von einer „Chance“ gesprochen, die man ergreifen solle, um eine Vereinigung der faktisch seit 40 Jahren geteilten Mittelmeerinsel zu erreichen. Beide Seiten sollten die Gelegenheit zu einer gerechten Lösung nutzen, erklärte der türkische Präsident.
Der Besuch Erdoğans fiel – was viele Inselgriechen als Provokation betrachteten – auf den 41. Jahrestag der Besetzung der hauptsächlich von türkischen Zyprern bewohnten Inselteile im Norden des Landes. In einer der Situation auf der Halbinsel Krim 2014 ähnelnden Lage hatte die türkische Regierung unter Premierminister Bülent Ecevit entschieden, am 20. Juli 1974 türkische Truppen auf die Insel zu entsenden, um eine ethnische Säuberung durch die nationalistische Regierung zu verhindern, die infolge eines von Griechenland unterstützten Putsches gegen den zyprischen Präsidenten, Erzbischof Makarios, an die Macht gekommen war. Die Putschisten strebten damals den Anschluss der gesamten Insel an das ebenfalls von einer Militärjunta regierte Griechenland an.
Bereits in den Jahren vor dieser Entwicklung hatte es vielfach Übergriffe und Pogrome gegen die türkische Bevölkerung auf Zypern gegeben. Die unter dem Namen „Operation Atilla“ durchgeführte Militäraktion führte in weiterer Folge zum Ende der Militärdiktatur in Griechenland, die türkischen Truppen blieben dennoch auf Nordzypern stationiert und 1983 erklärte der dort entstandene De-facto-Staat unter dem bis 2005 regierenden Langzeitpräsidenten Rauf Denktaş seine Unabhängigkeit. In den letzten Jahren gab es mehrere Versuche, die Insel zu einigen, 2004 scheiterte jedoch ein Referendum zur Wiedervereinigung an einer „Nein“-Mehrheit im griechischen Teil und im Herbst des Vorjahres wurden Gespräche abgebrochen, nachdem die Türkei Beobachtungsschiffe vor die zyprische Küste entsandt hatte, um die Exploration eines Erdgasfeldes zu überwachen, die von der südzyprischen Regierung genehmigt worden war. Die Türkei und Nordzypern lehnen die Ausbeutung der Erdgasvorkommen vor einer Wiedervereinigung der Insel ab. Am Donnerstag erklärte der im April 2015 ins Amt des nordzyprischen Staatspräsidenten gewählte frühere Architekt Mustafa Akıncı, Zypern könnte unter dem Namen „Vereinigte Föderation Zypern“ wiedervereint werden.
Es könne, wenn die im Mai 2015 wiederaufgenommenen Gespräche in der derzeitigen Form weiterlaufen, binnen Monaten zu einer Lösung kommen, berichtet die Tageszeitung Sabah. Dafür sollten erst ein türkischer und ein griechischer Staat mit jeweils eigenem Staatsangehörigkeitssystem gegründet werden, die sich anschließend zu einer Föderation zusammenschließen sollen. Es solle auf zwei Ebenen Parlamente geben und Niederlassungsfreiheit für alle Zyprer in allen Landesteilen geben. Akıncı, der ursprünglich nicht der Wunschkandidat Erdoğans für die Präsidentschaft gewesen war, hat zudem in einem historischen Schritt als erster türkisch-zyprischer Politiker das Leid der griechischen Einwohner Nordzyperns anerkannt, die infolge der Invasion getötet oder vertrieben wurden und ihr Hab und Gut verloren. So wie die türkischen Zyprioten in den fünfziger und sechziger Jahren enormes Leid erfahren hätten, so sei der 20. Juli 1974 eine Tragödie für die griechischen Einwohner Zyperns gewesen, erklärte Akıncı am Vorabend des Jahrestags. Die „Friedensoperation“ sei auch ein Krieg gewesen. Der Präsident des griechischen Teils Zyperns, Nikos Anastasiades, begrüßte die Erklärung und nannte sie „heldenhaft“. Im Rahmen einer Zeremonie für die 1974 gefallenen Soldaten erklärte er: „Wir müssen darauf hinarbeiten, die Wunden zu heilen.“