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Studie: Türken wollen nur noch zum Shoppen nach Europa

Einer Studie zufolge würden Türken nicht mehr als Gastarbeiter, sondern nur noch "zum Shoppen", als Touristen, Studenten oder Messebesucher nach Europa einreisen wollen. Die Anzahl jener türkischen Bürger, die nach Europa auswandern wollten, sei auf ein unbedeutend geringes Maß gesunken.

(Foto: Andi Graf/pixabay)
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Visapflicht für Türken: 300 Milliarden Schaden in fünf Jahren

Brüssel (nex) – Einer Studie zufolge würden Türken nicht mehr als Gastarbeiter, sondern nur noch „zum Shoppen“, als Touristen, Studenten oder Messebesucher nach Europa einreisen wollen. Die Anzahl jener türkischen Bürger, die nach Europa auswandern wollten, sei auf ein unbedeutend geringes Maß gesunken.

Anfang 2015 bat die Agentur für Arbeit um türkische Fachkräfte. Diese lehnten aber eine Übersiedlung nach Deutschland großteils ab, da sie die Lebensqualität in der Türkei als besser einstuften. Auch die fehlende Sprache wurde als weiterer Grund genannt, Deutschland fernzubleiben.

Die türkische staatliche Arbeitsagentur ISKUR hat erklärt, dass die Arbeitslosen, die bei ihnen gemeldet seien, über die Möglichkeit eines Arbeitsplatzes in Deutschland informiert würden. Aber: ”Viele wollen nicht, weil sie sagen, dass die Lebensqualität in der Türkei besser sei als in Deutschland.“

300 Milliarden Euro Schaden

Dem Präsidenten der Plattform „Visumfreies Europa“ zufolge liegt der Schaden, den die Visapflicht für Türken in der europäischen und türkischen Wirtschaft in fünf Jahren angerichtet hat, bei 300 Milliarden Euro.

Türkische Bürger würden infolge der Visapflicht, die ja auf keiner rechtlichen Basis begründet sei, sehr großen wirtschaftlichen und sozialen Schaden riskieren. Bis zur Erteilung eines Visums dauere es sehr lange. Im Schnitt koste allein ein Antrag auf ein Visum 100 Euro, hinzu kämen noch weitere Ausgaben, wodurch sich die Kosten für ein Visum am Ende auf bis zu 250-300 Euro pro Person belaufen würden. Sollte die Visapflicht für Bewohner der Türkei komplett abgeschafft werden, würden der Handel und Tourismus zwischen der Türkei und der EU davon profitieren. Allein die Tourismuseinnahmen würden jährlich um 15-20 Milliarden Euro steigen.

EU-Erweiterungskommissar Hahn betonte, dass es bereits seit zwei Jahren Verhandlungen zwischen Brüssel und Ankara mit dem Ziel gebe, die Visapolitik zwischen beiden Staaten zu liberalisieren. Bis spätestens 2017 solle Visafreiheit erreicht werden.
In einem Interview für „Die Welt“ sagte Hahn, die Kapitel betreffend der Grundrechte, Justiz, Freiheiten und Sicherheit im Rahmen der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei müssten so früh wie möglich geöffnet werden.

Eine Schließung dieser Kapitel sollte nach Ansicht von Hahn aber erst am Ende der Beitrittsverhandlungen erfolgen. EU-Erweiterungskommissar Hahn betonte, dass es bereits seit zwei Jahren Verhandlungen zwischen Brüssel und Ankara mit dem Ziel gebe, die Visapolitik zwischen beiden Staaten zu liberalisieren. Bis spätestens 2017 soll Visafreiheit erreicht werden.

Problematik biometrischer Reisepässe muss gelöst werden

Auf die Frage, ob das realistisch sei, sagte der EU-Erweiterungskommissar, seiner Ansicht nach wäre es nach Erfüllung der vorgesehenen Kriterien innerhalb von zwei Jahren möglich, die Visafreiheit für türkische Staatsangehörige bei Reisen in den Schengenraum zu gewährleisten. Bis dahin sei es aber im Interesse einer funktionierenden Grenzverwaltung und mit Blick auf die Problematik biometrischer Reisepässe und gefälschter Reisedokumente sowie viele andere Bezug habende Themen zusammen mit der EU an diesen Themen zu arbeiten

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bei einem Besuch in der Türkei angeboten, den beschleunigten Visaprozess für türkische Bürger zu unterstützen. „Im Gegenzug erwarten wir die schnellere Einführung des Rückübernahmeabkommens“, sagte Merkel nach einem Treffen mit dem türkischen Regierungschef Ahmet Davutoglu in Istanbul.