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Traum vom kommunistischen Staat
PKK: War Kevin Jochim aka „Dilsoz Bahar“ ein BND-Agent?

Ausgeprägte Kurdischkenntnisse und die Kommandantenstellung in der YPG trotz des jungen Alters nähren die Gerüchte um eine Agentenstellung des Kevin Jochim. Dass der BND über mehrere Jahre hinweg Informanten aus der linksextremistischen Terrororganisation "Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front" finanziell unterstützt hatte, ließ einige Mediengruppen auch diesbezüglich eine Verbindung aufbauen.

In einem Video auf YouTube pries er die Visionen des inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan, die für ihn die ideale Form der Umsetzung des Marxismus-Leninismus darstellten, und er wollte offenbar an der Errichtung eines kommunistischen Kurdenstaates im Norden Syriens teilnehmen. (Foto: haberler.com)
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Deutscher „Kriegstourist“ (21) der PKK in Karlsruhe beigesetzt – Mutter äußert „Stolz“

Düsseldorf (nex) – Dass irregeleitete deutsche Jugendliche oder Heranwachsende eines Tages ohne Ankündigung oder Abschied das Elternhaus verlassen, um als Dschihadtouristen in den Reihen des so genannten „Islamischen Staates“ (IS) zu kämpfen und nicht selten ihr Leben zu lassen, ist keine neue Entwicklung. Seltener, aber dennoch kommt es auch vor, dass andere terroristische Organisationen in Deutschland Nachwuchs anwerben und diese sich mit der Waffe in der Hand vor Ort für deren Ziele einsetzen, statt ihnen von zu Hause aus und aus der Etappe propagandistisch unter die Arme zu greifen.

Am Samstag wurde in seiner Heimatstadt Karlsruhe der 21-jährige Kevin Jochim beigesetzt. Er soll bereits am 6. Juli bei einem Feuergefecht zwischen beiden Terrorgruppen ums Leben gekommen sein, nachdem er zuvor bereits seit drei Jahren in der YPG, des syrischen PKK-Ablegers, militärische Aufgaben übernommen hatte. In den Reihen der Terrorgruppe hatte der in seiner Heimat als überzeugter Linksextremist bekannte Jochim den Namen „Dilsoz Bahar“ getragen. Die Mutter des Getöteten verlieh im Rahmen der Trauerfeier ihrem „Stolz“ auf ihren Sohn Ausdruck.

Kevin Jochims Mutter bei dessen Beerdigung. (Foto: screenshot RT)
Kevin Jochims Mutter bei dessen Beerdigung. (Foto: screenshot RT)

Auf Grund von Verzögerungen bei der Überführung der Leiche und einer von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf angeordneten Autopsie nach der Überführung konnte die Beerdigung erst später stattfinden. Nach Berichten der Tageszeitung „Die Welt“ sollen derzeit insgesamt 150 ausländische Freiwillige die Reihen der Terroristen verstärken, um gegen die Terrormiliz IS vorzugehen. Etwa 20 davon sollen aus Deutschland stammen. Bereits im März war dabei die 19-jährige, aus Duisburg stammende Kommunistin Ivana Hoffmann in der Reihen der YPG im Kampf gegen den IS umgekommen. Für Letzteren kämpfen etwa 15 000 Ausländer, darunter 720 Deutsche.

Kevin Jochim soll an seinem Geburtstag, dem 2. November 2012, das Haus seiner Familie verlassen haben, um sich an einer Demonstration in Belgien zu beteiligen, seither habe es Berichten zufolge keine Nachricht mehr von ihm gegeben. In einem Video auf YouTube pries er die Visionen des inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan, die für ihn die ideale Form der Umsetzung des Marxismus-Leninismus darstellten, und er wollte offenbar an der Errichtung eines kommunistischen Kurdenstaates im Norden Syriens teilnehmen. Auffallend war, dass Jochim fließend Kurdisch sprach – obwohl sein Interesse am Kurdenkonflikt erst infolge einer platonischen Beziehung zu einer in Deutschland lebenden Kurdin nach dem Abschluss der Realschule erwacht sein soll.

Mehrere Umstände seines Werdeganges haben nun vorwiegend in türkischen Zeitungen Anlass zu Spekulationen gegeben. Neben den ausgeprägten Kurdischkenntnissen haben etwa Tatsachen wie jene, dass Jochim es ungeachtet seines nicht allzu hohen Lebensalters bereits zum Kommandanten der YPG gebracht haben soll, sein jähes Verschwinden oder auch die hohe Popularität, die Jochim in weiterer Folge nicht nur in der linksextremen Szene entwickelt hatte, deren Publikationen ausführlich über seine politischen Ambitionen berichteten, Gerüchte genährt.

So wurde unter anderem gemutmaßt, dass er auch Helfer jenseits des PKK-Umfeldes gehabt haben könnte. Die Tatsache, dass vor wenigen Monaten aufgeflogen war, dass der BND über mehrere Jahre hinweg Informanten aus der ebenfalls linksextremen türkischen Terrororganisation „Revolutionäre Volksbefreiungspartei – Front“ (DHKP/C) geführt und in durchaus großzügiger Weise finanziell unterstützt hatte, ließ einige Medienorgane auch diese Fährte verfolgen. Die Zeitung „Yeni Şafak“ vermutete etwa einen Zusammenhang zwischen der neuen PKK-Strategie, die den Krieg in den Städten in den Mittelpunkt stellen sollte, und dem Wirken deutscher Linksextremisten – und wittert den Versuch des BND, auf die Terrororganisation Einfluss zu bekommen und diese in klassischer Guerilla-Taktik auszubilden.

(Foto: haberler)
(Foto: haberler)

Demnach sei Jochim bei einem türkischen Luftangriff auf ein PKK-Terrorcamp in Kandil getötet worden und die Darstellung, er sei im Kampf gegen den IS gefallen, sei lediglich in die Welt gesetzt worden, um eine unproblematischere Ausfuhr der Leiche nach Deutschland zu ermöglichen. Allerdings hatte die Antiterrorkampagne der türkischen Armee zeitlich erst weit nach dem 6. Juli begonnen, der auch von „Yeni Şafak“ als Todestag nicht in Frage gestellt wird.