Start Panorama Meinungsfreiheit in Deutschland Protest: ZDF-Mitarbeiter wollen Erdogan-Schmähgedicht jetzt wieder in Mediathek stellen

Meinungsfreiheit in Deutschland
Protest: ZDF-Mitarbeiter wollen Erdogan-Schmähgedicht jetzt wieder in Mediathek stellen

Mehrere Mitarbeiter des ZDF protestieren gegen die Entscheidung des eigenen Senders, das umstrittene Erdogan-Schmähgedicht aus der Mediathek zu entfernen. Man wolle den Beitrag nun wieder verfügbar machen. Rapper Bushido dazu: "Ist man ein Böhmermann, ist es Kunst, ist man Rapper, landet es auf dem Index. Fickt Euch, Ihr Feuilleton-Lutscher!!!"

Präsident Erdogan (Foto: bik.gov.tr)
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Berlin (nex) – Mehrere Mitarbeiter des ZDF protestieren gegen die Entscheidung des eigenen Senders, das umstrittene Erdogan-Schmähgedicht aus der Mediathek zu entfernen. Man wolle den Beitrag nun wieder verfügbar machen. Rapper Bushido dazu: „Ist man ein Böhmermann, ist es Kunst, ist man Rapper, landet es auf dem Index. Fickt Euch, Ihr Feuilleton-Lutscher!!!“

Wie der „Spiegel“ berichtet, heißt es in einem Schreiben, das über die Hauspost verteilt wurde, offenbar: „Wir würden es begrüßen, wenn die ‚Schmähkritik‘ vom Giftschrank wieder in die Mediathek gestellt wird. Eine ZDF-Sendung bewegt Regierungschefs und ersetzt ein juristisches Proseminar. Programmauftrag erfüllt.“   Auch in anderen Sendungen würden „Politiker notorisch so hart angegangen, dass sie sich beleidigt fühlen könnten“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Böhmermann hatte in der Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“ eine Schmähkritik über den türkischen Staatspräsidenten Tayyip Erdogan verfasst und bezeichnete ihn dort unter anderem als Pädophilen und Ziegenficker. Böhmermann erhielt in Deutschland viel Applaus für seinen „Mut“, gerade von Künstlern und Medienschaffenden, die seinen Einsatz für Satire- und Medienfreiheit bewunderten.

Doch nicht alle klatschten und jubelten. Politik- und Islamwissenschaftler Fabian Köhler etwa erinnerte in seinem Blog Schantall und die Scharia an die Krise 2005, als der deutsche Politiker Otto Schily von seinem türkischen Amtskollegen Abdülkadir Aksu verlangte, die türkische Zeitung „Vakit“ zu verbieten. „Unter dem Deckmantel seriöser Berichterstattung“ verbreite die Zeitung „antijüdische und antiwestliche Hetze“, gab Innenminister Otto Schily am 25. Februar 2005 bekannt, verbat den deutschen Verlag der Vakit und ließ dessen Vermögen beschlagnahmen.

Doch mit dem Verbot wurde die mediale und politische Debatte erst losgetreten. Nicht die Holocaust-Leugnungen der Vakit waren es, die die Bundesregierung erzürnten, sondern ihre „Schmähbeiträge“ gegenüber deutschen Politikern.

In den Wochen nach dem Verbot veröffentlichte die Vakit eine Reihe von Beiträgen und Karikaturen, die neben Kristina Köhler und Gerhard Schröder vor allem einen deutschen Politiker zum Ziel hatten – den deutschen Bundesinnenminister: Schily mit Hakenkreuz. Schily mit Hitlerbart. Schily vor einem Ofen, in dem offenbar Ausgaben der Vakit verbrannt werden, berichtet Köhler weiter.

Auch Rapper Bushido kritisiert das Mit-zweierlei-Maß-Messen der Politiker und Medien in Deutschland.

In einem Twitter-Beitrag schrieb er: „Ist man ein Böhmermann, ist es Kunst, ist man Rapper, landet es auf dem Index. Fickt Euch, Ihr Feuilleton-Lutscher!!!“

Der Rapper meinte damit seinen indizierten Song „Stress ohne Grund“, in dem er Politiker wie Claudia Roth, Serkan Tören und Klaus Wowereit beleidigte. „Du wirst in Berlin in deinen Arsch gefickt wie Wowereit“, lautet eine Zeile des besagten Songs. Serkan und Wowereit zeigten Bushido daraufhin an.